Freitag, 12. August 2016

Kunst und Protest: Dani Karavans Kampf um das Knesset-Relief

Das 24 Meter breite und 7 Meter hohe Sandsteinrelief in der Knesset schuf Karavan vor rund 50 Jahren. Jetzt möchte er sein Werk verhängen lassen. © Fotocredit Wikimedia Commons/Yair Talmor
Das politische Engagement von Künstlern ist zur Zeit vor allem durch die anstehende US-Wahl und die aktuellen Entwicklungen in der der Türkei ein prominentes Thema in den Medien. Der in Deutschland bekannte israelische Bildhauer Dani Karavan forderte angesichts des politischen Wandels in Israels zuletzt, den Abbau seines Reliefs in der Knesset.

Wir nutzen die Debatte, um auf einige der bemerkenswerten Arbeiten Dani Karavans im öffentlichen Raum hinzuweisen. Doch zunächst zurück zur Israel-Debatte: Kritiker des politisch engagierten Künstlers werfen ihm nun natürlich vor, er habe doch noch vor zwei Jahren nachträglich das rund 50 Jahre alte Relief nachträglich stolz signiert.

Kunst = Kommunikation = Kunst

Und so darf der medienwirksame Protest - siehe dazu die Linkssammung unten - Karavans wohl als ein Zeichen der neuerlichen Zuspitzung des innerisraelischen, politischen Konflikts verstanden werden. Auch die Frage, welchen Einfluss ein Künstler nach der Fertigstellung und Übergabe eines Werks auf jenes hat, tritt hier deutlich hervor. Karavan selbst formuliert seinen Protest wie folgt: Ich bitte darum, das Werk zu verhängen, bis die Regierung zum Grundgesetz zurückkehrt.

Zuletzt wurde in der Knesset eine Reform beschlossen, die es einer Mehrheit erlaubt, einzelne Abgeordnete aus dem Parlament zu verweisen. Für Karavan, der sich seit Jahrzehnten für gleichberechtigte, friedliche Koexistenz mit den Palästinensern engagiert, ist diese Maßnahme ein weiteres Indiz dafür, dass Israel sich von seiner demokratischen Verfassung zunehmend entfernt.

Konzeptkunst Politkunst Protest

Doch nun zurück zu Karavans Kunst. Wer dem Thema politische Kunst folgen will, dem sei ein Interview mit Hans Haacke empfohlen, hier. In Deutschland sind zahlreiche Werke von Dani Karavan an prominenter Stelle zu sehen, besser, zu erleben. Denn häufig sind es begehbare Environments wie etwa die in Köln am Museum Ludwig, auf dem Weg zur Hohenzollernbrücke gelegene Skulptur Ma’alot auf dem Heinrich-Böll-Platz.

Das Objekt ist Teil eines 5000qm großen Environments aus Gras, Ziegelstein, Granit, Gusseisen und Eisenbahnschienen mit dem Karavan den prominenten Platz zwischen Domchor, Museum/Philharmonie, Hauptbahnhof und Rheingarten gestaltete.

Das Kunstwerk – so Karavan über Ma’alot - habe „nicht die Aufgabe, eine bestimmte Geschichte zu erzählen oder bestimmte Zusammenhänge zu bebildern. Es kann nur Widerhall hervorrufen und Assoziationen beim Betrachter, beim Besucher, beim Passanten evozieren.


Karavan in Berlin, Duisburg, Düsseldorf und Köln

Wenige Jahre nach der Eröffnung des Kölner Kulturzentrum Museum Ludwig/Philharmonie und Fertigstellung von Ma’alot schuf Karavan die 1990 installierte Skulptur Tzaphon für den Vorplatz des Landtags Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. In Nürnberg ist Karavan durch seine Die Straße der Menschenrechte genannte Außenskulptur, die als Kunst am Bau Teil des Germanischen Nationalmuseums ist, prominent vertreten.

Am Duisburg Innenhafen hat Dani Karavan den Garten der Erinnerung, einen rund drei Hektar großen Park geschaffen, in dem er Reste ehemaliger Industriebauten integrierte. Der jüngste große Auftrag ist sein Entwurf für das Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Roma und Sinti für Berlin, das Denkmal wurde 2012 eingeweiht.

 

Service / Links 
- Deutschlandfunk über den Dani Karavans Protest, hier  
- Torsten Teichmann für SWR2 Kultur über Karavan und seinen Konflikt mit der Knesset, hier  
- Gil Yarons Interview mit Dani Karavan für Die Welt, hier 
- Oliver Eberhardt für Neues Deutschland über den Karavan-Knesset-Streit, hier  
- Shany Litman für HAARETZ über den Protest Karavans, hier  
- The Observer über den Knesset-Kunst-Streit, hier  
- The Times of Israel über Karavans Signierung der Wandarbeit, hier 
- Nicole Markwald über Künstler im US-Wahlkampf, hier 
- Brasilien: Künstler protestieren gegen die Regierung, hier  
- Istanbuls Theaterszene leidet unter Repressionen, hier  
- Polit-Künstler Hans Haacke in einem aktuellen Interview, hier  
- Mischa Kuball im Gespräch über die politische Kunst Haackes, hier

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