Dienstag, 31. Januar 2017

Litfaßsäulensterben schreitet voran - HELP WANTED - statt vollendeter Tatsachen

Eine Collage basierend auf dem Foto von der Petitionswebsite. Die Litfaßsäule wurde mit einer Arbeit von Christian Sievers beklebt, sie thematisiert die Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA und wie wir uns dazu verhalten (können).
Neulich am Wilhelmplatz: Schock, de Schutzmann is fott! Dort, wo noch bis vor wenigen Tagen ein durch Balken über den Augen anonymisierter Stasimann in Großplakatformat auf der Litfaßsäule thronte, ist jetzt nur noch ein etwa 50 cm hoher Betonsockel zu sehen. Dieser Rest einer Litfaßsäule, die hier (nicht ganz un-)wahrscheinlich rund 100 Jahre stand, mutet schon jetzt wie ein Mahn- oder Denkmal an...

Die Stasi-Plakate sind übrigens eine Aktion von Simon Menner. Es sind Porträts von Stasi-Mitarbeitern, die an einem Verkleidungsseminar teilgenommen haben, um anschließend quasi unsichtbar observieren zu können. Auf den vom Verschwinden bedrohten Kölner Kunstsäulen wurden die als Anschauungsmaterial konzipierten Stasi-Fotos von Menner demonstrativ und überlebensgroß an den Pranger gestellt, während die Figuren gleichzeitig still und teilnahmslos das Umfeld zu observieren schienen. 

Menners Arbeit ist eine subtile, humorvolle Interaktion mit und im öffentlichen Raum, dessen 'totale' Überwachung aufgrund aktueller Tendenzen mal wieder auf der Agenda vieler politischer Akteure steht. Aber jetzt wird es ernst.

In Kürze wird auch der Stumpf der Litfaßsäule verschwunden sein, dann durch ein beleuchtetes, doppelseitig bespielbares LED-Display ersetzt, wo dann Werbung statt Kunst die Augen der Passanten reizt. Wir haben schon zweimal über die Petition gegen den Abriss der bundesweit einmaligen Kunst-Litfaßsäulen berichtet.


Die Stadt gehört uns! Wider die omnipräsente Indoktrination von Werbebotschaften...

Doch angesichts von gerade einmal 1042 Unterzeichnern der Petition (Stand heute 10:15 CET) und der Tatsache, dass Werbung mehr und mehr den öffentlichen Raum erobert, starten wir diesen erneuten Aufruf: Rettet die Kunst-Litfaßsäulen.

Denkaufgabe: Wer glaubt eigentlich, dass es Zufall ist, dass die Informationstafeln im Kölner Hauptbahnhof (die blauen LED-Displays, die den Reisenden die aktuellen Abfahrtszeiten bzw. Verspätungen der Züge anzeigen sollen) regelmäßig defekt sind, während die 'baugleichen' Modelle, die für Werbung genutzt werden, immer funktionieren und zudem auch noch hypersauber glänzen? Wie kann das sein? No, it's not a kind of magic...

Nicht nur reden und aufschieben, sondern jetzt die Petition unterzeichnen und weiterempfehlen...

Wer wissen will, warum der Kölner Werbegigant Ströer überhaupt auf die Idee kommt, die Kölner Kunst-Litfaßsäulen abzureißen, dem seien die folgenden Links/Texte empfohlen. Hier folgt abschließend nur noch ein kurzes Zitat vom AIC-Aufruf:

'Ströer hat bereits in der Vergangenheit immer wieder seine soziale Verantwortung bewiesen und z.B. mit der Plakataktion „Kölner Künstler gegen Rassismus“ 60 Plakatwände kostenlos zur Verfügung gestellt. (...) Es wäre schade, wenn Ströer dieses positive Image in Köln demontiert.

Art Initiatives Cologne (kurz AIC) fordert als Netzwerk freier, nicht kommerzieller Kunst- und Projekträume, Kunstinitiativen und Festivals gemeinsam mit allen anderen UnterzeichnerInnen dieses Schreibens: Bitte überdenken Sie Ihre Entscheidung und überlassen Sie die alten Litfaßsäulen den BürgerInnen und KünstlerInnen dieser, unserer Stadt.'


Service und Links 
- der Link zur Unterstützung der Litfaßsäulen-Petition, hier
- kunstlich.com über die Online-Petition der AIC für den Erhalt der Kunst-Litfaßsäulen, hier
- Sebastian Fuhrmann berichtet für die Rheinische Post über den politischen Kampf für den Erhalt der Kunst-Litfaßsäulen, hier
- Thomas Linden kommentiert für choices.de die Kölner Posse um die Kunst-Litfaßsäulen, hier
Cornelia Ott berichtet für report-K über die Aktion für den Erhalt der Kunst-Litfaßsäulen, hier

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