Mittwoch, 31. Mai 2017

Münster vor den Skulptur Projekten: Gebt der Kunst die Würde zurück...

Ein unbekannter Künstler/Kritiker sendete uns diese Postkarte, eine Collage, Stift auf LWL-Postkarte © Lange Nacht der Museen, Foto Elisabeth Deiters-Keul.

Vor einem Jahr haben wir eine PKK (Postkartenkritik) zum LWL-Logo in Otto Pienes Werk 'Silberne Frequenz' erhalten, siehe hier. Wir haben recherchiert und entdeckten  Martin Schmidls aufschlussreichen Text über die fragwürdige Integration eines Logos in ein Kunstwerk. Jetzt startet in Münster erneut eine Initiative.

Geschickt, weil medienwirksam parallel zur nahenden Eröffnung der Skulptur Projekte platziert, hat die Initiave-No-Logo die folgende Pressemitteilung versandt:

'Gemeinsames Positionspapier: Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V., Westfälischer Kunstverein, Initiative NO!LOGO - Münster, den 29. Mai 2017

Seit der Neueröffnung des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster prangt inmitten der neu konzipierten „Silbernen Frequenz“ des renommierten Zero-Künstlers Otto Piene dominant das Logo des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Form von riesigen Lettern aus blankem Edelstahl. 


Dem Museum und seinem Träger anvertraute Kunst wird damit der notwendige Respekt verweigert: faszinierende Lichtkunst wird zur profanen Lichtwerbeanlage für eine aus Steuermitteln finanzierte Körperschaft öffentlichen Rechts.
 

Kultur- und Denkmalpflege sind wichtige Aufgaben des Landschaftsverbandes. Auch als Träger der Skulptur Projekte Münster hat er mit großer Offenheit für experimentelle Kunstformen seit 1977 alle zehn Jahre die Skulptur Projekte Münster als international beachtetes „ästhetisches Selbsterfahrungsprogramm“ etabliert. 

Umso verstörender wirkt der eher provinziell anmutende Übergriff auf die Kunst im öffentlichen Raum – ausgerechnet an der Fassadedes Landesmuseums, dem „Hauptquartier“ der Skulptur Projekte Münster. Als Freunde des Museums fragen wir uns: Wem nutzt eigentlich das LWL-Logo in einem Kunstwerk? Wozu dient
dieser Eingriff in die Autonomie der Arbeit von Otto Piene? Geht es etwa um eine erhöhte Aufmerksamkeit für den Museumsträger? 


Wie Reaktionen im Kontext der Museumseröffnung vor drei Jahren zeigen, hat der LWL mit seinem „Eigenmarketing“ mediales Kopfschütteln statt Zustimmung ausgelöst. Im Feuilleton der renommierten FAZ war bundesweit nachzulesen: „Wer ein Kunstwerk derart entstellen und entwerten lässt, macht als Träger eines Museums keine souveräne Figur … Wie wäre es mit ‚Lieber wieder löschen!‘“ Oder ging es dem Museumsträger gar um eine ästhetische Aufwertung der Arbeit von Piene? 

So vermessen dürften selbst die Verantwortlichen in der Kulturverwaltung des Landschaftsverbandes nicht denken. Für einen öffentlichen Träger wie den Landschaftsverband ist es eine Frage der Diskussionskultur und des demokratischen Verständnisses, den Freunden und Förderern des Museums die Möglichkeit zu geben, die Risiken und Chancen dieser speziellen Form der „Logomanie“ mit dem Museumsträger und der Museumsleitung in einem größeren, kompetent besetzten Forum zu erörtern. 

Wir fordern den Landschaftsverband auf, dieses Thema gemeinsam mit uns in einem öffentlichen Symposium zu diskutieren und damit den zuständigen politischen Gremien des Landschaftsverbandes eine Entscheidungshilfe zu liefern. Die Skulptur Projekte 2017 wären dafür ein angemessener Rahmen.

Einen Dissens in der Sache kritisch zu erörtern, ist für uns Ausdruck der Loyalität unter Freunden. Die Kritik an dem LWL-Implantat in der Lichtskulptur von Otto Piene steht deshalb unserer grundsätzlichen Wertschätzung für die erfolgreiche Kulturarbeit des Landschaftsverbandes nicht im Wege. Das LWL-Logo ist allerdings – zumindest an dieser Stelle – ein Irrweg. Unser Ziel ist es deshalb, dem Kunstwerk von Otto Piene seine Würde zurückzugeben.'

TOBIAS VIEHOFF - Vorsitzender des Westfälischen Kunstvereins
DR. HARALD PAULUS - Sprecher der Initiative NO!LOGO
MATTHIAS LÜCKERTZ Vorsitzender der Freunde des Museums für Kunst und Kultur
 

Service und Links
- kunstlich über Museen als Repäsentationsmaschinen (4/2016), hier
- www. kunstlebt.org und www. initiative-no-logo.de
- Silberne Frequenz - Martin Schmidl über die Integration des LWL-Logos in Pienes Kunstwerk, hier
- Architekt Volker Staab über den LWL-Neubau, BAUWELT-Interview (Nr. 35/2014), hier 
- der LWL-blog zum Thema, hier
- eine LWL-Presseerklärung zum Abbau der Installation von Piene, 2009, hier 
- eine LWL-Presseerklärung zur Installation der Silbernen Frequenz, 2014, hier 
- die Haltener Zeitung über den Münsteraner Kunst-Konflikt am Bau, 28.5.2010, hier
- die Münstersche Zeitung über den Kunstkonflikt an der Fassade, 13.11.2014, hier
- der Streit und das Logo - Kunst oder Werbung - Westfälische Nachrichten, 13.11.2014, hier   
- retrospektiven über Piene und die Veränderung der Silbernen Frequenz, 14.6.2015, hier
- kritikmuenster über den LWL und Pienes Lichtinstallation, 10.6.2016, hier 


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