Dienstag, 16. Januar 2018

Berlin: Vortrag - Horst Bredekamp über Fragen der Zerstörung und Rekonstruktion - 17. Januar, 18 Uhr

Ein Screenshot der Website des KINDL © KINDL

Da sollte man und Frau hingehen und zuhören. Nicht nur weil Horst Bredekamp ein begnadeter Denker, sondern auch ein ebenso talentierter Rhetoriker ist. Wer einmal die Gelegenheit hatte, ihn zu hören, wird den Esprit, die Schärfe der Kritik und den Humor schätzen. 

Bredekamp spekulierte schon zu Beginn der 1990er über die Zukunft der Kunstgeschichte, über Chancen und Risiken von PC und IT für die Kulturwissenschaften. Eine bis heute an noch immer erschreckend vielen Orten kaum gestellte Frage, von der Finanzierung der Institutionen mal ganz abgesehen... 

Im Sinne unserer mit viel Lob und Aufmerksamkeit (Klicks) bedachten Reihe über die kaum bekannten bzw. beworbenen Veranstaltungen von Kultur- und Bildungsinstitutionen folgen hier nun die Zeilen des Berliner KINDL zum Vortrag von Horst Bredekamp. Und weil das KINDL ja auch ein durchaus sehenswertes Ausstellungshaus ist, folgen weiter unten die Informationen über das aktuelle Ausstellungsprogramm.

''Ausgehend von Palmyra unterzieht Horst Bredekamp die Weigerung, zerstörte Kulturgüter zu rekonstruieren, einer grundlegenden Kritik und verteidigt eine „kämpferische Rekonstruktion“ in verschiedenen Spielarten. Zu den Beispielen, die angeführt werden sollen, wird auch das Humboldt Forum gehören.''

Aura oder Nicht-Aura? Benjamin oder was?

''Der Entschluss zur Wiedererrichtung des Berliner Schlosses war auch als eine Negation seiner Sprengung 1950 gedacht. Diese Überlegungen stehen im weitesten Rahmen im Zusammenhang mit Bredekamps Kritik an Walter Benjamins Reproduktionsthese, die er zuerst 1975 und dann vielfach wiederholt vorgebracht hat. 

Bredekamp ist der Überzeugung, dass Reproduktion die Aura des Originals so gut wie niemals zerstört. Vielmehr entfaltet sie durchweg eine eigene Aura, die in der Regel kaum vorhersehbare Prozesse auslöst, was an ausgewählten Beispielen anschaulich gemacht werden soll.''

Hintergrundinformationen zu Horst Bredekamp


Prof. Dr. Horst Bredekamp war seit 1982 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg; seit 1993 lehrt und forscht er an der Humboldt-Universität Berlin. Er ist einer der Gründungsintendanten des Humboldt Forums in Berlin. 

Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehören Kunst als Medium sozialer Konflikte. Bilderkämpfe von der Spätantike bis zur Hussitenrevolution (1975), Antikensehnsucht und Maschinenglauben. Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte (1992), Galileis denkende Hand (2015), Der Bildakt (2015) und der Essay Das Beispiel Palmyra (2016).

EN:  "Zur Frage der Zerstörung und Rekonstruktion" - Lecture by Horst Bredekamp
Wednesday, 17 January, 2018, 6 pm - Free entrance -Lecture in German

Horst Bredekamp will subject the refusal to reconstruct destroyed cultural monuments to a fundamental criticism, beginning with the example of Palmyra. The central theme is “militant reconstruction” in its different varieties. The Humboldt Forum will be one of the examples to be discussed. The decision to rebuild the Berlin Palace was also intended as a negation of its demolition in 1950.
 

These ideas are broadly related to Bredekamp’s critique of Walter Benjamin’s theory of reproduction, which he first advanced in 1975 and frequently thereafter. Bredekamp believes that reproduction almost never destroys the aura of the original. Rather, it develops its own aura, which usually triggers almost unpredictable processes, as will be illustrated with selected examples.

Prof. Dr. Horst Bredekamp served as professor of art history at the University of Hamburg starting in 1982; since 1993 he has taught and researched at Humboldt University in Berlin. He is one of the founding directors of the future Humboldt Forum in Berlin. 


His best-known publications include Kunst als Medium sozialer Konflikte: Bilderkämpfe von der Spätantike bis zur Hussitenrevolution (1975), Antikensehnsucht und Maschinenglauben: Die Geschichte der Kunstkammer und die Zukunft der Kunstgeschichte (1992), Galileis denkende Hand (2015), Der Bildakt (2015) and the essay Das Beispiel Palmyra (2016).

Hintergrund: KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst

Quelle: KINDL Website

''In den außergewöhnlichen Räumen der ehemaligen Kindl-Brauerei in Berlin-Neukölln befindet sich heute das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst. Seit Oktober 2016 zeigt das KINDL auf drei Ausstellungsetagen im Maschinenhaus und im spektakulären, rund 20 Meter hohen Kesselhaus internationale Gegenwartskunst. 


Mit der vom Künstler Roman Signer eigens für diesen ungewöhnlichen Raum entwickelten Installation Kitfox Experimental, einem kopfüber mitten im Raum hängenden Flugzeug, konnte das Kesselhaus bereits im Herbst 2014 als erster Teil des Gebäudes eröffnet werden.

Entstehung

Im Herbst 2011 erwarb das deutsch-schweizerische Ehepaar Burkhard Varnholt und Salome Grisard das Gebäude-Ensemble der ehemaligen Kindl-Brauerei mit dem Ziel, eine kulturelle Nutzung zu ermöglichen. Der denkmalgeschützte Klinkerbau wurde zwischen 1926 und 1930 in Anlehnung an den deutschen Expressionismus in rotem Backstein errichtet. 

Es umfasst neben einem siebengeschossigen Turm das 20 Meter hohe Kesselhaus, ein mit sechs kupfernen Pfannen ausgestattetes Sudhaus und ein dreigeschossiges Maschinenhaus. Für die aufwändige Sanierung des Gebäudes zeichnete das Architekturbüro Dr. Krekeler & Partner verantwortlich. Entwurf und Konzept des Umbaus stammen von grisard'architektur, Zürich. 

Die Sanierung beinhaltete neben einem neuen Sheddach auf dem Maschinenhaus auch die Neuerschließung der Ostfassade, die als Eingangsbereich fungiert. Als gleichermaßen historisch-sensible wie architektonisch vorausweisende Setzung entstand hier eine neue Situation mit Foyer und Außentreppe.

Idee

Das Ensemble aus Kesselhaus, Sudhaus und Maschinenhaus bezeugt bis heute seine ursprüngliche Funktion im Brauereibetrieb. Die so charakterisierten Räume und Gebäudeteile legen verschiedene Nutzungen nahe. So erwartet die Besucherinnen und Besucher stets ein Zusammenspiel dreier unterschiedlicher Ausstellungsformate: 

Im Kesselhaus ist einmal pro Jahr eine internationale Künstlerin oder ein Künstler eingeladen, eine einzige Arbeit für diesen besonderen Ort zu realisieren. 

Das ehemalige Maschinenhaus bietet auf drei Etagen Raum für je eine monografische und eine thematische Ausstellung internationaler Gegenwartskunst. Als künstlerischer Direktor leitet der Schweizer Kurator und Kunstkritiker Andreas Fiedler das Haus.

Das Sudhaus mit seinen sechs riesigen Kupferkesseln – den einst größten Sudpfannen Europas – ist seit der Eröffnung ebenfalls wieder der Öffentlichkeit zugänglich: Im einstigen „Palast Berliner Bierkultur“ lädt das Café König Otto zum Verweilen ein, auf dem Vorplatz der Brauerei entstand unter Platanen ein leicht abgesenkter Biergarten. 


Die eindrucksvollen Räume des KINDL können zudem für Veranstaltungen verschiedenster Art genutzt werden.Das KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst arbeitet gemeinnützig. Sämtliche Einnahmen fließen direkt in den Ausstellungsbetrieb zurück.''

Service /  Links 

Vortrag: Horst Bredekamp über Fragen der Zerstörung und Rekonstruktion
Mittwoch, 17. Januar
KINDL - Zentrum für zeitgenössische Kunst - Am Sudhaus 3 - Berlin 12053
lobenswert: Eintritt frei
www.kindl-berlin.de

Ausstellungen:
- Kesselhaus: Haegue Yang - Silo of Silence - Clicked Core - noch bis zum 13. Mai
- Maschinenhaus M1 + M2: Ruinen der Gegenwart - Dorothee Albrecht, Morehshin Allahyari, Francis Alÿs, Katya Gardea Browne, Clemens Botho Goldbach, Arata Isozaki, Gordon Matta-Clark, Ryuji Miyamoto, Marike Schuurman, Manit Sriwanichpoom - noch bis zum 11. Februar

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